Die NATO und der Dschihad
Das Bündnis der türkischen Armee mit al-Qaida ist kein Ausrutscher. Die
NATO bedient sich seit 40 Jahren der Dschihadisten
als Hilfstruppen.
NICK BRAUNS
Am Angriff der türkischen Armee auf den Kanton Efrîn in Nordsyrien sind
zahlreiche dschihadistische Kampfgruppen beteiligt. Viele dieser unter der
Fahne der Freien Syrischen Armee (FSA) agierenden Verbände weisen eine
ideologische oder sogar organisatorische Nähe zum international agierenden
Terrornetzwerk al-Qaida auf. Dessen offizieller Ableger in Syrien, die Al-Nusra-Front, hat sich zwar aus taktischen Gründen 2013 von
al-Qaida distanziert, um leichter in den Genuss ausländischer Militärhilfe zu
kommen. An ihrer Zielstellung eines islamischen Staates in Syrien hat sich
indessen ebenso wenig geändert wie am mörderischen Vorgehen gegen
Andersdenkende und Andersgläubige.
Seit 2017 ist die Al-Nusra-Front die führende Kraft der dschihadistischen
Allianz Hayat Tahrir Al-Şam
(HTŞ), die die syrische Provinz Idlib unter
ihrer Kontrolle hält. Aufgrund des Astana-Abkommens mit Russland und Iran sind
türkische Truppen in Idlib stationiert, offiziell um
die Bildung einer konfliktfreien Zone in der Region zu überwachen. Doch wie der
Journalist Fehim Taştekin unter Berufung auf
HTŞ-Quellen für das Nachrichtenportal Al-Monitor berichtete, sicherte die
türkische Armee der HTŞ zu, dass sich die Operation nur gegen die Kurden
in Efrîn richte. Faktisch wurde die türkische Armee,
deren Einmarsch im Oktober 2017 in Idlib von
HTŞ-Kämpfern eskortiert wurde, so zur Schutzmacht der al-Qaida.
Unter einigen liberal
orientierten Kommentatoren westlicher Medien hat der Pakt der türkischen
NATO-Armee mit den Islamisten zu einem Aufschrei geführt. Diese Empörung ist
grundsätzlich nachvollziehbar. Schließlich führt die NATO seit den Anschlägen
vom 11. September 2001 in den USA erklärtermaßen einen weltweiten „Krieg gegen
den Terror“ und die USA stehen seit Sommer 2014 an der Spitze einer internationalen
Allianz gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS). Es ist dennoch
erstaunlich, wie kurz das Gedächtnis dieser liberalen Kreise zu reichen
scheint, wenn dort nun der Ruf nach einem NATO-Ausschluss der Türkei aufgrund
ihrer Kooperation mit al-Qaida ertönt. Denn das Verhältnis der westlichen
Militärallianz zu den dschihadistischen
Gotteskrieger war keineswegs immer von offener Feindschaft geprägt, im
Gegenteil.
Geburt der al-Qaida
aus einer Datenbank
Die Geschichte begann
im Jahre 1979, als US-Präsident Jimmy Carter eine verdeckte Unterstützung von
islamistischen Gegnern der linken säkularen Regierung in Afghanistan befahl.
Ziel sei es gewesen, so einen sowjetischen Einmarsch zu provozieren, damit „die
Russen in die afghanische Falle tappten“ und „ihren Vietnamkrieg“ bekämen,
bekannte der Berater des US-Präsidenten für Fragen der nationalen Sicherheit
Zbigniew Brzezinski später freimütig. Der Plan ging auf. Der zehnjährige
verlustreiche Krieg am Hindukusch trug wesentlich zum Zusammenbruch der sowjetischen
Herrschaft bei.
Unter Carters Nachfolger Ronald Reagan wuchs die Unterstützung
der Mudschaheddin mit Waffen und Geld zur größten verdeckten Operation in der
Geschichte des US-Geheimdienstes CIA. Der CIA vermied es dabei, in direkten
Kontakt mit den Dschihadisten zu kommen, da diese von
ihrem Selbstverständnis ebenso antiamerikanisch wie antikommunistisch
eingestellt waren. Die Unterstützung mit Waffen und Ausbildungshilfe verlief
vermittelt über den pakistanischen Geheimdienst ISI. Zwischen 1982 und 1992
wurden rund 35.000 Dschihadisten aus 40 Staaten der
islamischen Welt für den „Dschihad“ gegen die Sowjetunion angeworben. In mit
saudischen Geldern finanzierten wahabitischen
Koranschulen in Pakistan wurden die Freiwilligen ideologisch geschult. Anschließend
durchliefen sie in den vom pakistanischen Geheimdienst unterhaltenen
Ausbildungscamps das vom CIA angeleitete Guerillatraining. Ein erfolgreicher
Werber für neue Gotteskrieger war der wohlhabende saudi-arabische
Unternehmersohn Osama bin Laden. Mit dem Rekrutierungsbüro für die
Mudschaheddin MAK existierte seit Mitte der 80er Jahre die operative Basis, aus
der Anfang der 90er Jahre die al-Qaida als bin Ladens Organisation entstand.
„Al-Qaida, wörtlich `die Datenbank´, war ursprünglich eine Computer-Datei mit
den Tausenden Mudschaheddin, die mit Hilfe des CIA rekrutiert und trainiert
wurden, um die Russen zu besiegen“, schrieb der frühere britische Außenminister
Robin Cook am 7. Juli 2005 im Guardian. Das MAK hatte mit dem Al-Kifah-Flüchtlingszentrum in der Al-Farook-Moschee
in Brooklyn sogar einen Stützpunkt in den USA, wo unter dem Deckmantel einer
Hilfsorganisation Kämpfer für eine „arabisch-afghanische Fremdenlegion“
rekrutiert wurden.
Ob er denn nicht
bereue, Waffen und Know-how an zukünftige Terroristen weitergegeben zu haben,
wollte die französische Zeitung Le Nouvel Observateur
1998 vom US-Strategen Brzezinski wissen. „Was ist wohl bedeutender im Lauf der
Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zerfall des sowjetischen Reiches? Ein paar
verwirrte Moslems oder die Befreiung Mitteleuropas und das Ende des Kalten
Krieges?“, lautete die Antwort.
Globalisierung der
Gotteskrieger
Nach dem Untergang der
UdSSR bediente sich der CIA weiter der Mudschaheddin, die nun im Nahen Osten,
Zentralasien, auf dem Balkan und in Südostasien zum Einsatz kamen. Ab 1992
strömten die islamistischen Kämpfer in das in einem blutigen Bürgerkrieg
zerfallende Jugoslawien, um den bosnischen Muslimen beizustehen. Wie zuvor in
Afghanistan trafen sich die taktischen Interessen der USA und der al.Qaida. Denn um das widerständige Restjugoslawien unter
dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic in die Knie zu zwingen, griff die
NATO auf Seiten der bosnischen Muslime militärisch in den Bürgerkrieg ein. Die
US-Administration billigte hierfür auch den Bruch eines vom UN-Sicherheitsrat
verhängten Waffenembargos durch ihren Erzfeind Iran sowie die Türkei und
Saudi-Arabien. Über die in Wien ansässige Third World Relief Agency rekrutierte
derweil die al Qaida Kämpfer für Bosnien. Osama bin Laden bekam von der
prowestlichen Regierung von Alija Izetbegovic in Sarajewo sogar einen
bosnischen Pass ausgestellt. Mit Billigung von US-Präsident Bill Clinton wurden
die Al-Qaida-Kämpfer, deren Zahl von westlichen Beobachtern auf mindestens 4000
geschätzt wurde, von der bosnisch-muslimischen Armee bewaffnet und ausgebildet,
während die NATO-Kampfflugzeuge Luftunterstützung gaben. Zwar übten die als
Stoßtruppen zum Einsatz kommenden Mudschaheddin einen eher geringen Einfluss
auf den Kriegsverlauf aus und sie stießen bei der örtlichen muslimischen
Bevölkerung aufgrund ihres Fanatismus und der von ihnen begangenen Gräueltaten
auf offene Ablehnung. Doch durch ihren Bosnien-Einsatz konnten sich die
Gotteskrieger nach Afghanistan ein europäisches Standbein für ihre weiteren
Operationen sichern.
Die Republikanische
Partei der USA beschuldigte in einem Kongressbericht aus dem Jahr 1997 daher
die Clinton-Regierung, „dazu beigetragen zu haben, in Bosnien eine Basis für
militante Islamisten geschaffen zu haben“. Bis heute stehen in Bosnien ganze
Dörfer unter Kontrolle radikaler Dschihadisten. Aus
keinem anderen europäischen Land schlossen sich im Verhältnis zur
Bevölkerungszahl so viele Freiwillige dem Dschihad in Syrien an wie aus
Bosnien. Hatte die verdeckte Intervention der rechten Reagan-Administration in
Afghanistan in den 1980er Jahren die Mudschaheddin geschaffen, so trug die
liberale Clinton-Administration durch ihre offene Intervention auf dem Balkan
in den 1990er Jahren wesentlich zur Globalisierung der Gotteskrieger bei. Von
Bosnien zogen einige der Dschihadisten weiter nach
Tschetschenien und später in den Kosovo, wo die NATO 1999 mit massiven
Luftangriffen auf Seiten der Kosovo-Befreiungsarmee
UCK gegen Serbien eingriff.
Kriegserklärung an die
USA
Natürlich verstand
sich die al-Qaida niemals als Söldnertruppe der USA und NATO. Die USA wurden
vielmehr als der strategische Feind gesehen, was taktische Allianzen wie in
Afghanistan und Bosnien nicht ausschloss. 1996 erging durch Osama bin Laden
eine offizielle Kriegserklärung der al-Qaida an die USA. 1998 erfolgten
simultane Anschläge auf die US-Botschaft in Kenia und den US-Flugzeugträger USS
Cole im Hafen vor Aden. Die Anschläge auf das World Trade Center und das
Pentagon vom 11. September 2001 wurden von US-Präsident George W. Bush zur
Begründung eines weltweiten „Krieges gegen den Terrorismus“ genommen. Unter
diesem Vorwand griff die NATO in Afghanistan ein, wo die Taliban, also die
„Schüler“ der mit saudischer und CIA-Hilfe in den 80er Jahren geschaffenen pakistanischen
Medresen, ein Terrorregime errichtet hatten. 2003 marschierte die US-Armee im
Irak ein, dessen Diktator Saddam Hussein zwar Giftgas gegen die Kurden
eingesetzt hatte, doch keinerlei Nähe zu al.Qaida
aufwies. Mit der Zerschlagung des zuvor von den Sunniten dominierten irakischen
Staates und der Installierung einer schiitisch geführten Regierung in Bagdad,
die nun blutig gegen die Sunniten vorging, trugen die USA maßgeblich zu dem
Nährboden bei, auf dem al-Qaida im Irak sich als „Rächer der Sunniten“
etablieren konnte. Dass al-Qaida mit Anschlägen auf schiitische Moscheen genau
in der Zeit einen sektiererischen Religionskrieg begann, als sich der
sunnitische und schiitische Widerstand gegen die Besatzung anzunähern begann,
dürfte mindestens im Interesse der USA gewesen sein. Während die
Obama-Administration ihren Drohnenkrieg gegen al-Qaida in Afghanistan und
Pakistan mit zahlreichen zivilen Opfern immer mehr eskalieren ließ, kam es ab
2011 im Mittleren Osten und Nordafrika bereits wieder zum taktischen
Schulterschluss zwischen der NATO und al-Qaida.
Aus Guantanamo an die
Seite der NATO
2011 brach in Libyen
der Aufstand gegen das Regime von Oberst Muammar al-Gaddafi los.
Al-Qaida-Anhänger, von denen einige zuvor in der Libysch-Islamischen Kampfgruppe
(LIK) oder in Afghanistan und Irak gegen die USA gekämpft hatten, bildeten die
militärisch erfahrenste Speerspitze der Aufständischen. Auch einem „Nationalen
Übergangsrat“, der sich in den ersten Tagen des Aufstands gebildet hatte,
gehörten neben CIA-gesteuerten Putschisten und Überläufern aus dem
Gaddafi-Regime Al-Qaida-nahe Personen an. Erklärtes Ziel der NATO war der Sturz
des sich immer wieder den Interessen der imperialistischen Staaten
widersetzenden Gaddafi, um die Rekolonialisierung des
ölreichen Landes zu betreiben. Mit der UN-Sicherheitsratsresolution 1973 über
die Durchsetzung einer Flugverbotszone bekam die NATO grünes Licht zum
Luftkrieg gegen Libyen und agierte damit faktisch als Luftwaffe der al-Qaida.
Den zynischen Umgang
der NATO mit al-Qaida verdeutlichen einige Personalien auf Seiten der libyschen
Aufständischen. Abdel Hakim Belhadsch hatte in den 80er Jahren an der Seite von
Osama bin Ladens Mudschaheddin in Afghanistan gekämpft. In den 1990er Jahren
leitete er die Libysche-Islamische Kampfgruppe (LIK), die in Libyen bewaffnet
für einen islamischen Staates kämpfte. Ende der 1990er Jahre floh Belhadsch aus
Libyen. Da die LIK seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf der
US-Terrorliste stand, wurde er 2003 in Malaysia von britischen und CIA-Agenten
wegen des Verdachts der Al-Qaida-Mitgliedschaft verhaftet. Nach Verhören in
Thailand und Honkong wurde Belhadsch im folgenden Jahr an den libyschen
Geheimdienst ausgeliefert. Nach sechsjähriger Internierung in einem
Foltergefängnis kam er im März 2010 nach Verhandlungen zwischen der LIK und dem
Regime frei. Zu diesem Zeitpunkt war er Emir der LIK; die seit 2007 offiziell
mit der al-Qaida im islamischen Maghreb fusioniert war. Mit Beginn des
Aufstandes in Libyen 2011 wurde die LIK dem Übergangsrat unterstellt und
Belhadsch zum Vorsitzenden des mächtigen Militärrates von Tripolis. Vergeblich
forderte Belhadsch, der nach der Ermordung Gaddafis zum Chef der
islamisch-konservativen Watan-Partei in Libyen wurde
und jede Verbindung zu al-Qaida abstritt, von den USA und Großbritannien eine
Entschuldigung für seine frühere Verschleppung. Ein weiterer ehemaliger
Militanter der MIK, Abu bin Qumu, war wegen seiner
Al-Qaida-Mitgliedschaft fünf Jahre im US-Foltergefängnis Guantanamo
eingekerkert. 2007 wurde er nach Libyen abgeschoben, wo er nach einem Jahr im
Rahmen einer Amnestie freikam. 2011 kämpfte Qumu mit
seiner „Darnah Brigade“ auf Seiten der von der NATO
unterstützten Rebellen kämpfte.
Salafistisches Emirat in Syrien
Auch in Syrien
zögerten die USA und ihre Verbündeten – insbesondere die Türkei und die
Golfstaaten – nicht, dschihadistische Söldnerbanden
zum angestrebten Sturz des Regimes von Präsident Bashir al-Assad aufzurüsten.
Während große Teile der westlichen Presse die unter dem Namen Freie Syrische
Armee (FSA) auftretende bewaffnete Opposition als edle Rebellen präsentierte,
machte sich der US-Geheimdienst keinerlei Illusionen darüber, wessen Geistes
Kind diese Kämpfer waren. Dies zeigt ein im Jahr 2012 erstellter Bericht des
Verteidigungsnachrichtendienstes (DIA) der US-Streitkräfte. Die „Ausweitung des
Aufstands in Syrien“ werde zunehmend eine „sektiererische Richtung“ nehmen,
wobei „die Salafisten, die Muslimbruderschaft
und die AQI (al-Qaida im Irak) die Hauptantriebskräfte für den Aufstand in
Syrien sind“, heißt es in dem Papier, in dem „die Möglichkeit der Schaffung
eines sich konstituierenden oder nicht offiziell erklärten salafistischen
Kalifats im Osten Syriens“ vorhergesagt wird. „Und das ist genau das, was die
Unterstützer der Opposition wollen, um das syrische Regime zu isolieren und die
schiitische Expansion im Irak durch Iran einzudämmen“, verwies die DIA auf die
strategische Chance für die geopolitischen Ziele des Westens, der Golfstaaten
und der Türkei.
Als allerdings aus
einem Teil der al-Qaida/al-Nusra der Islamische Staat
(IS) entstand und sein grenzübergreifendes Kalifat ausrief, stellten sich die
USA 2014 an die Spitze einer internationalen Anti-IS-Koalition. Denn nun galt
es, die unkontrollierbar gewordenen Gotteskrieger, die mit ihren Anschlägen
auch im Ausland Sicherheitsinteressen der westlichen Welt gefährdeten, wieder
einzudämmen. Dass der NATO-Partner Türkei bei der Schlacht um Kobanê und auch noch später durch das Offenhalten der
Grenze für die Gotteskrieger und logistische Hilfe den IS unterstützte, wurde
zumindest nach außen hin nicht als Widerspruch zur offiziellen Mitgliedschaft
der Türkei in der Anti-IS-Allianz gesehen.
Seit 2015 haben die
USA ein gutes Dutzend Militärstützpunkte in Nordsyrien offiziell zur
Unterstützung der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) beim Anti-IS-Kampf
errichtet. Zwar wird die Allianz zwischen den QSD und der US-Armee aufgrund
gegensätzlicher Ideologien von beiden Seiten nur als taktisch-militärisches
Bündnis gegen den IS verstanden. Doch dass die von den QSD kontrollierte
rohstoffreiche Region der Verfügungsgewalt des Regimes in Damaskus entzogen
bleibt, entspricht durchaus weitergehenden strategischen Interessen
Washingtons. Absehbar ist daher, dass die auch nach der Befreiung von Raqqa und Dêra Zor andauernde Bedrohung durch den IS als Begründung für
eine langfristige Stationierung von US-Truppen in Syrien herhalten wird. Damit
aber hätte der IS, an dessen Entstehung und Ausbreitung die USA ihren Anteil
hatte, seine Schuldigkeit für die geopolitischen Pläne Washingtons durchaus
erfüllt.
Während der IS
militärisch bekämpft wurde, dauerte die politische und militärische
Unterstützung der von westlichen Regierungen und Medien als „gemäßigte
Rebellen“ weißgewaschenen Al-Qaida-nahen Verbände in Syrien durch die
westlichen Staaten weiter an. Mehr als 30 nominell zur FSA zählenden Milizen
wurde unter türkischer Führung im vergangen Jahr zu einem angeblich 22.000 Mann
starken Syrischen Nationalen Heer zusammengefasst. Zu dieser nun als direkte
Söldner der Türkei firmierenden Truppe gehören dschihadistische
Gruppierungen wie die die bei Hegemoniekämpfen mit
der al-Nusra in Idlib
unterlegene Vereinigung Ahrar al-Sham, die Harka Nur al-Din Al-Zenki und die
Ahrar al-Scharkija. „Alle
Gruppen, die sich an der türkischen Offensive beteiligen, sind von den USA
irgendwann einmal unterstützt und genau überprüft worden“, bestätigte der seit
langem als Schönredner der al-Qaida in Syrien auftretende Charles Lister vom
Washingtoner Think Tank Middle East Institute
bezüglich der nun für die Türkei in Efrîn kämpfenden
Verbände. Diese Feststellung sollte nicht verwundern. USA und NATO haben sich
seit den 80er Jahren immer wieder der Dschihadisten
als Hilfstruppen zur Durchsetzung ihrer geopolitischen Ziele bedient. Das
schließt keineswegs aus, die radikalen Islamisten anschließend wieder
militärisch einzuhegen, wenn sie außer Kontrolle geraten. Der Antiterrorkampf
wird dann wiederum von der NATO zu militärischen Interventionen und der Schaffung
neuer Stützpunkte rund um die Welt genutzt. Wer von der NATO einen konsequenten
Kampf gegen al-Qaida & Co erwartet oder eine Distanzierung von der Türkei
wegen ihrem Pakt mit den Dschihadisten fordert, hat
das Wesen dieser imperialistischen Militärallianz nichts verstanden.
YENI ÖZGÜR POLITIKA, Sonntag,
25 Feb 2018,