Nikolaus Brauns

Einigung des revolutionären Proletariats

... in der Roten Hilfe?

Rätekommunisten, Syndikalisten, Anarchisten und die Roten Hilfe

 

Die Rote Hilfe Deutschlands bildete mit über einer Million Einzel- und Kollektivmitgliedern Ende 1932 die stärkste revolutionäre Massenorganisation in der Weimarer Republik. Erste Rote-Hilfe-Komitees waren durch die KPD im März 1921 gegründet worden, als eine Massenrepression gegen Teilnehmer des niedergeschlagenen Arbeiteraufstandes in Mitteldeutschland und deren Familien einsetzte. 1924 wurde die Rote Hilfe zu einer zentralisierten Mitgliederorganisation umgewandelt, deren Aufgaben laut Statut in materieller, juristischer und moralischer Unterstützung von proletarischen politischen Gefangene sowie deren Familien bestand.

Obwohl eindeutig kommunistisch geführt  - Vorsitzender der Roten Hilfe war der spätere Präsident der DDR Wilhelm Pieck - hatte die RHD einen überparteilichen Anspruch. So gehörten ihr neben KPD-Mitgliedern einige Anarchisten, Sozialdemokraten, Linksliberale und in der großen Mehrheit Parteilose an. Auch Prominente wie Kurt Tucholsky, Albert Einstein und die Brüder Heinrich und Thomas Mann unterstützten die Rote Hilfe. [1]

Das Verhältnis von Kommunisten und Sozialdemokraten zur Roten Hilfe war bereits Gegenstand der Geschichtsforschung. In der vorliegenden Studie soll erstmals die Stellung linksradikaler Kräfte wie Rätekommunisten, Syndikalisten und Anarchisten zur Roten Hilfe untersucht werden.

 

Im Gegensatz zu südlichen Ländern wie Spanien oder Italien war der Anarchismus in Deutschland zu keinem Zeitpunkt eine Massenerscheinung in der Arbeiterbewegung. Sicherlich organisierten sich zeitweilig über Hunderttausend Arbeiter in syndikalistischen Organisationen wie der Allgemeinen Arbeiterunion und der Freien Arbeiterunion Deutschlands. Und auch die von der KPD abgespaltene radikalere Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands KAPD hatte kurzzeitig eine Mehrheit der organisierten deutschen Kommunisten hinter sich. Anarchisten organisierten sich zudem in unzähligen kleinen Zirkeln, um Zeitschriften und in Föderationen.[2] Doch diese Strömungen blieben letztlich Randerscheinungen, die nicht in der Lage waren, dauerhaften Einfluß zu erlangen und eine Alternative zu den etablierten Parteien der deutschen Arbeiterbewegung, KPD und SPD, zu bilden. Lediglich in der ersten Münchner Räterepublik sowie bei den Kämpfen der Roten Ruhr Armee nach dem Kapp-Putsch 1920 und während der mitteldeutschen Märzkämpfe 1921 spielten Syndikalisten und  Anarchisten eine Rolle.

 

KAPD und Vereinigte Revolutionäre Unterstützungskommission

 

Die rätekommunistisch ausgerichtete KAPD hatte nach Gründung der ersten Roten-Hilfe-Komitees im März 1921 ihre eigenen Unterstützungsgruppen aufgelöst und ihre Ortsgruppen angewiesen, sich am Aufbau einer gemeinsamen Hilfsorganisation mit der KPD zu beteiligen.[3] Das Zentralkomitee und die Gaukomitees der Roten Hilfe wurden paritätisch durch je drei Mitglieder der beiden kommunistischen Parteien besetzt. Ein Mitglied der KAPD vertrat dabei zugleich die Allgemeine Arbeiter-Union.[4]

Doch schon Ende Juni 1921 beschloss der Hauptausschuss der KAPD sich aus der Roten Hilfe zurück zu ziehen, angeblich weil die Rote Hilfe es ablehnte, aus den gesammelten Geldern auch die Verwaltungskosten der Organisation abzudecken.[5] In Wirklichkeit hatten die KAPD-Führer wohl Angst, ihre Anhänger bei zu innigem Kontakt zur KPD wieder an diese zu verlieren. Trotz scharfer Proteste der Parteibasis, die eine weitere Mitarbeit in der Roten Hilfe forderte, wurde auf der Reichskonferenz der KAPD der Aufbau einer Vereinigten Revolutionären Unterstützungskommission (VRUK) beschlossen, die der KAPD, AAU und Kommunistischen Arbeiterjugend KAJ angegliedert war.[6] Um die wöchentlich benötigten 9 bis 10.000 Mark aufzubringen führten die Trägerorganisationen der VRUK einen nach Alter und Geschlecht gestaffelten Pflichtbeitrag zwischen einer und fünf Mark  monatlich für ihre Mitglieder ein.[7]

Während die Rote Hilfe allen Opfern des Klassenkampfes, also auch Reformisten, Hilfe versprach, erklärte die VRUK lediglich „alle Revolutionäre, die sich im Kampf des revolutionären Proletariats gegen das Kapital in Wort, Schrift oder Tat zur Fortführung der proletarischen Revolution mit dem Endziel der Diktatur des Proletariats, nach bürgerlichen Begriffen, vergangen haben, zu unterstützen.“[8]

Nach außen trat die VRUK, die Mitte 1922 noch 46 inhaftierte und 16 untergetauchte Syndikalisten und Mitglieder der KAPD unterstützt, kaum in Erscheinung.[9] Der Aufbau verlief nur schleppend. Viele Mitglieder der KAPD folgten den zentralen Anweisungen nicht und etliche verblieben in der Roten Hilfe.[10] Trotz des Bruchs mit der KAPD unterstützte die Rote Hilfe weiterhin eine Anzahl syndikalistischer und anarchistischer Gefangener.

 

Erich Mühsam

 

Das zwiespältige Verhältnis von linksradikalen und anarchistischen Kräften zur Roten Hilfe Deutschlands spiegelt sich in der Figur des anarchistischen Dichters Erich Mühsam wieder, der zuerst als prominenter politischer Gefangener von der Roten Hilfe unterstützt wurde und nach seiner Freilassung als unermüdlicher Agitator für diese Organisation tätig wurde. Zu keiner Zeit verstummte dabei seine Kritik an der Situation linker politischer Gefangener in der Sowjetunion und an der Rolle des Parteikommunismus in Deutschland, bis er zuletzt mit der Roten Hilfe organisatorisch brechen mußte.

Erich Mühsam bezeichnete sich selber als kommunistischer Anarchist oder libertärer Kommunist. Neben Michael Bakunin und seinem Vorbild Gustav Landauer beeinflussten die ihn die Forschungen Peter Kropotkins über "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt" Mühsams Ideologie.[11] Lenins Bolschewismus in der Anfangsphase der russischen Revolution erschien ihm als ideale Verbindung der Lehren von Marx und Bakunin.[12]

Mühsam, vormals als Bohemien und Cafehausliterat bekanntgeworden, gehörte zu den  Rednern auf der Friedenskundgebung am 7.November 1918, nach der der bayerische König gestützt und der Freistaat ausgerufen wurde. Als Mitglied des Revolutionären Arbeiterrates gehörte Mühsam zu den entschiedensten Verfechtern einer Räterepublik.[13] In der am 7.April proklamierten "Räterepublik Baiern" weigerte er sich, einen offiziellen Posten zu übernehmen, solange die Einigung der Arbeiterschaft nicht vollbracht sei und die KPD noch abseits stehe.[14] Während des sogenannten Palmsonntagsputsches in der Nacht auf den 13. April verhafteteren Angehörige der Republikanischen Schutztruppen Mühsam zusammen mit anderen Mitgliedern der Räteregierung.[15] Wie viele andere Räterepublikaner wurde er nach der Einnahme Münchens durch die weißen Truppen vor ein Standgericht gestellt. Am 12. Juli wurde Mühsam durch ein solches "von Sozialdemokraten eingesetztes Tribunal von königlichen Offizieren und Richtern auf Grund monarchistischer Gesetze"[16]  als "treibende Kraft" hinter der Räterepublik wegen Hochverrates zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt.[17] Zuerst wurde Mühsam zur Festungshaft nach Ansbach gebracht, wo er zusätzlich zwei Monate im Landgerichtsgefängnis zu verbüßen hatte, da er den bayerischen Justizminister Müller-Meiningen einen "ehrlosen Lump" genannt hatte.[18]

 

 „Hölle Niederschönenfeld“

 

Im Oktober 1920 wurde Mühsam in die knapp 100 km von München entfernte nahe der Donau gelegene Festung Niederschönenfeld überführt, in der die Mehrzahl der noch inhaftierten Räterepublikaner einsaßen. Unter seinen Haftgenossen befanden sich der Expressionist Ernst Toller, der Schriftsteller Ernst Niekisch und der bayerische Rotarmist  Erich Wollenberg.

Offiziell galt Festungshaft als die Form der Strafhaft, bei der die Eingriffe in die persönliche Freiheit des Inhaftierten sich auf ein Minimum beschränken sollten.[19] In der Realität hatte Justizminister Müller-Meiningen für die bayerischen Festungsgefangenen allerdings eine Vielzahl von Disziplinarmaßnahmen wie Zwangsjacken und Isolationshaft in Einzelzellen, Rauchverbot, Entzug von Hofgang, die Wegnahme der Bettwäsche, Postzensur oder ein völliges Verbot, Briefe und Pakete zu erhalten sowie Schreib- und Besuchsverbot eingeführt.[20] In den Aufzeichnungen der Gefangenen werden diese Schikanen ausgiebig geschildert. Toller schriebt: "Der Festungsgefangene Erich Mühsam erlaubte sich, den Vorstand auf den krankhaften Geisteszustand von W. aufmerksam zu machen, Mühsam wird mit sieben Wochen Einzelhaft bestraft. `Es soll Mühsam Gelegenheit gegeben werden´, schreibt der Vorstand, `darüber nachzudenken, ob es ihm zukommt, durch die Einmischung in die Angelegenheiten der anderen Gefangenen sich eine Führerrolle anzumaßen.´ Einige Wochen später mußte Walter in eine Heilanstalt überführt werden."[21] Ein andermal kam Mühsam eine Woche in Einzelhaft, weil er eine Abschrift seines Max-Hoelz-Liedes, das nach Ansicht der Justizorgane zu Gewalttaten aufruft, an einen anderen Gefangene weitergab: "Man hat mir sofort das Bett mitsamt Kissen, Decken und Matratzen herausgeholt und einen Holzkasten in die Bude gestellt, auf dessen Latten ich frieren und wenn ich`s fertig bringen, auch schlafen darf - und das eine ganze Woche hindurch."[22] Bei Zellenrazzien wurden Mühsams Aufzeichnungen regelmäßig entwendet.

Die Schikanen der Gefängnisleitung und des Aufsichtspersonals, das schlechte Essen und die ungeheizten Zellen führten zu schweren Erkrankungen einzelner Gefangener.[23] Die ärztliche Behandlung war völlig ungenügend. Der zu 10 Jahren Festung verurteilte Räterepublikaner August Hagemeister starb am 16. Januar 1923 in der Haft in Niederschönenfeld an einer Rippenfellentzündung. Der Anstaltsarzt hatte Hagemeister zuvor als Simulanten abgetan. Da der Kranke von den anderen Gefangenen getrennt wurde, konnte ihm keiner seiner Genossen beistehen, als er einen Erstickungsanfall bekam.[24] Die Rote Hilfe prangert an, dass Hagemeisters Tod eine "Folge der barbarischen Behandlung durch die Anstaltsleitung" darstellt.[25] "So ist August Hagemeister denn der erste von uns, der den bayerischen Foltermethoden gegen politische Gefangene erlegen ist. Der Strafzweck an ihm ist erreicht!"[26] kommentierte Mühsam. Die Festungsgefangenen aller linken politischen Strömungen verabschiedeten gemeinsam einen Beschwerdebrief an den Eingaben- und Beschwerdenausschuss des bayerischen Landtags. Darin hieß es: "Der Tod des Abg. Hagemeister ist somit durch das schuldhafte Verhalten der für sein Leben und seine Verwartung verantwortlichen Beamten, nämlich des Festungsvorstandes selbst der ihm vertretenden Aufsichtsorgane und vor allem des Anstaltsarztes verursacht worden. (§ 222, Abs. 2 des St.G.B.)"[27] Die Unterzeichner forderten die Einleitung eines Verfahrens gegen die von ihnen genannten Verantwortlichen wegen "fahrlässiger Tötung". Ziel des Schreibens war es gewesen, unter Umgehung der Zensur die Wahrheit über Hagemeisters Todesumstände an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Der Landtag erklärte die Eingabe allerdings für "formal und sachlich unrichtig".[28]

Auch ein auf Wunsch von KPD und USPD eingerichteter Untersuchungsausschuß des Landtags und eine von Ernst Toller gegen Festungsvorstand Hoffmann und Anstaltsarzt Steidl eingereichte Anklage verliefen letztlich im Sand, da die Mitgefangenen Hagemeisters als Zeugen der Misshandlungen nicht zum Verhör geladen wurden. Das Verfahren gegen Hoffmann wurde eingestellt und die Vorwürfe gegen ihn als "üble Nachrede" abgetan.[29]

Mühsam selbst erkrankte ebenfalls schwer an den Umständen der Haft, vor allem am verdorbenen Essen.[30] Seine Hörkraft ließ stark nach und er droht vollständig taub zu werden. Die Gefängnisleitung lehnte eine Haftunterbrechung für Mühsam ab und verweigerte ihm fachärztliche Behandlung. Lediglich eine oberflächliche Untersuchung durch den antisemitische Gefängnisarzt Dr. Steindl, der Mühsam für gesund erklärte, wurde ihm zugestanden.[31] Am vollständigen Verlust des Gehörs auf der rechten Seite und anderen gesundheitlichen Folgen der Haft sollte Mühsam den Rest seines Lebens zu tragen haben.[32]

 

In der ersten Zeit von Mühsams Haft waren es vor allem anarchistische Organisationen und Einzelpersonen, die sich ihres Gesinnungsgenossen annahmen, für seine Freilassung protestierten und ihm Geld zukommen ließen.[33] An Mühsam wurden auch Gelder zur Verteilung an die anderen Räterepublikaner geschickt, so von der Arbeitsgemeinschaft revolutionärer Gruppen in Köln und von einem „Genossen Gottschalk“ aus Brooklyn, der 2000 Mark zur Verteilung spendete.[34]

Für die KPD-Mitglieder unter den Festungsgefangenen galt der Anarchist Mühsam lange als Verräter an der Arbeiterklasse. Ihm wurde vorgeworfen, die an ihn geschickten Gelder zu veruntreuen und persönliche Vorteile aus seiner prominenten Rolle zu ziehen. Sogar ein Kontaktverbot  zu Mühsam wurde von der KPD-Zelle in Niederschönenfeld für ihre Mitglieder verhängt.[35]

Dies war jedoch weder die Linie der KPD-Zentrale noch der Roten Hilfe. Nachdem die KPD sich mit dem linken Flügel der USPD zu einer Massenpartei vereinigt und durch die Abspaltung der KAPD ihren linksradikalen Flügel verloren hatte, stand der ideologische Kampf gegen den "Linken Radikalismus - die Kinderkrankheit im Kommunismus" (Lenin) nicht mehr im Vordergrund. Vielmehr ging es darum, Anhänger der KAPD wieder für die KPD zurückzugewinnen. Neben Max Hoelz galt Mühsam als die Symbolfigur eines Linksradikalismus jenseits der KPD. Gleichzeitig hatte der Dichter auch in linksbürgerlichen und intellektuellen Kreisen durch sein dichterisches Werk einen hohen Bekanntheitsgrad. Für die KPD, der es darum ging, bürgerlich-demokratische Persönlichkeiten als Fürsprecher für die laufende Amnestiekampagne zu gewinnen, bot sich auch deswegen eine Kampagne für Mühsam an. Wilhelm Pieck persönlich erklärte die Vorwürfe gegen Mühsam, er sei ein Konterrevolutionär und habe Gelder veruntreut, für nichtig.[36]

 

Die Rote Hilfe versuchte, einen Austausch Mühsams gegen Gefangene aus russischen Gefängnissen zu erreichen. "Man scheint sich also doch noch für mich zu interessieren in Moskau, und vielleicht wird es wirklich einmal Tatsache, daß ich mit Zenzl im plombierten Waggon aus Deutschland nach dem Osten davonrolle", hatte Mühsam schon 1921 frohlockt, als aus Moskau seine dichterischen Werke angefordert wurden.[37] Im April 1923 ernannte die russische Regierung Erich Mühsam zusammen mit Max Hoelz zu Ehrensoldaten der Roten Kavallerie. Die Wjatkaer Garnison trug von nun den Namen Max Hoelz und Erich Mühsam.[38] Bei jedem Appell wurde auch Mühsams Name aufgerufen und ein anderer Soldat meldete stellvertretend, Mühsam sei im „Zuchthaus der Bayerischen Reaktion“ gefangen.[39] Ein Soldbuch der Roten Kavallerie wurde über die Roten Hilfe an seine Frau Zenzl Mühsam geschickt.[40] Nun bestand die Möglichkeit, Mühsam einen sowjetischen Paß auszustellen - die Voraussetzung für eine sichere Ausreise in die UdSSR.[41] Ausgetauscht werden sollte Mühsam gegen einen polnischen katholischen Priester, der in der Sowjetunion zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt worden war. "Die Sache ist politisch sehr klug von den Russen gedacht. Interessiert an der Freigabe des Pfaffen ist der ganze katholische Klerus. Möge also die Kirche in dem Land, in dem sie unumschränkt herrscht, das Ihrige tun, um einen gefangenen Juden, Revolutionär und Literaten frei zu bringen, dann kann Polen seinen Pfaffen wiederhaben"[42], kommentiert Mühsam diese Bemühungen. Ende 1923 wurde Mühsam auch in den Wjatkaer Sowjet gewühlt. Kinder aus Wjatka schickten Briefe an "Onkel Erich" und Wjatkaer Arbeiter spendeten Pfeifentabak.[43] Ein Gefangenenaustausch kam aber nicht zu Stande.

 

Die Nachricht von der schweren Erkrankung Mühsams führte 1924 zu verstärkten Bemühungen um seine Freilassung durch anarchistische Gruppen, die Rote Hilfe und demokratische Persönlichkeiten. Neben einer Zeichnung des Dichters warnte das KPD-Organ „Rote Fahne“: "Wenn Ihr noch länger wartet, werdet Ihr nur noch Mühsams Leiche in der Zelle finden".[44] Unter der Losung "Rettet Erich Mühsam" demonstrierten am 14. Juli 1924 2000 Menschen auf einer Kundgebung in Berlin. Der Redner Ernst Friedrich forderte die sofortige Freilassung "des todkranken Genossen". Erich Mühsams Frau Zenzl schilderte die Schikanen, denen die Festungsgefangenen in Niederschönenfeld ausgesetzt waren. Auf einstimmigen Beschluß der Versammlung wurde Frau Mühsam anschließend der finanzielle Überschuß des Abends zur Verwendung für die Niederschönenfelder Gefangenen übergeben.[45]

„Gebt dem Volke seinen Freiheitsdichter Erich Mühsam wieder“, forderte die Mannheimer Ortsgruppe der syndikalistischen Freien Arbeiter Union Deutschlands.[46] Auch Albert Einstein, Kurt Tucholsky und Else Lasker-Schüler sandten Resolutionen und Bittbriefe an das bayerische Justizministerium.[47] Im Mai 1924 richtet die Liga für Menschenrechte einen Appell an die bayerische Regierung, in dem sie die Zulassung eines Facharztes für Mühsam forderte. Neben Albert Einstein haben auch der Historiker Hans Delbrück und die Sozialdemokraten  Eduard Bernstein, Paul Löbe, Friedrich Stampfer und der ehemalige Reichskanzler Hermann Müller unterzeichnet.[48]

 

Hitler-Amnestie

 

Am 20. Dezember 1924 kam Erich Mühsam auf "Bewährung durch Wohlverhalten" frei, seine Strafe wurde auf acht Jahre reduziert.[49] Seine Freiheit verdankte er neben der Kampagne linker Gruppen ausgerechnet Adolf Hitler. Als der NSDAP-Führer zusammen mit weiteren Nationalsozialisten nach knapp einem Jahr vorzeitig aus der Festung Landsberg entlassen wurde, befürchteten die bayerischen Behörden einen ähnlichen Aufschrei der demokratischen Öffentlichkeit, wie bei der zuvor erfolgten Freilassung des Kapp-Putsch-Führers Traugott von Jagow. Um derartige Proteste abzumildern, wurde die Freilassung der Nationalsozialisten ergänzt durch die Haftentlassung der Räterepublikaner Erich Mühsam, Fritz Sauber, Wilhelm Olschewski und Eugen Karpf.

Die anschließende Schließung der Festung und ihre Umwandlung zu einer Jugendstrafanstalt war zum Teil auf die reichsweit erfolgte Propaganda der Roten Hilfe über die bayerische Kerkergreuel zurückzuführen, die den Namen "Niederschönenfeld" weit über KPD-Kreise hinaus zu einem Synonym für Justizwillkür werden ließ.[50]

Mühsams Empfang in München wurde zu einer lebhaften Kundgebung. Aus Münchner Großbetrieben strömte eine große Masse Arbeiter zum Hauptbahnhof. Mit Hochrufen und dem Gesang der „Internationale“ wurde der Zug mit den freigelassenen Festungsgefangenen empfangen. Schon am nächsten Tag reist Mühsam weiter nach Berlin. Die „Roten Fahne“ rief dazu auf, seinen Empfang zur Kundgebung für die 7000 noch inhaftierten proletarischen politischen Gefangenen zu nutzen.[51] In Berlin erwarteten Mühsam 5000 kommunistische und anarchistische Arbeiter vor dem Anhalter Bahnhof, unter ihnen der Vorsitzende der Roten Hilfe Wilhelm Pieck. Mühsam, der eine kleine rote Fahne schwenkte, wurde aus dem Zug gehoben und auf den Schultern seiner Genossen fortgetragen. Später schrieb Mühsam: "Mit welchem Herzschlag ich die Begrüßung durch die vielen Tausende revolutionärer Klassenkämpfer erlebte, wird ungefähr nachfühlen können, wer sich in die Lage eines Menschen hineinzudenken vermag, der mitten aus lodernder Revolution heraus in Gefängnis geworfen, nach fast sechs Jahren brutaler Mißhandlung ins Leben zurückkehrt und sich beim Aussteigen aus dem Zuge umringt sieht von jubelnden Massen, unter deren zahllosen roten Fahnen brausend und mächtig der revolutionäre Sturmgesang, die Internationale, zum besternten Winterhimmel hinaufschallt."[52] Die Kundgebung auf dem Askanischen Platz nahe dem Anhalterbahnhof artete schließlich in einer Straßenschlacht aus, als Hundertschaften der Schutzpolizei mit Pferden, Gummiknüppeln und blank gezogenen Seitengewehren versuchten, die Demonstranten auseinanderzutreiben, da diese sich innerhalb der Bannmeile aufhielten.[53]

In einer Grußbotschaft an die Rote Hilfe Deutschlands, die Internationale Rote Hilfe und die Arbeiter und Bauern von Wjatka bedankten sich die entlassenen Räterepublikaner für die Unterstützung während der Haft: "Die Solidarität des klassenbewussten Proletariats haben wir in der Roten Hilfe zu würdigen und zu schätzen gelernt. Unseren Frauen, unseren hungernden Kindern war die Rote Hilfe stets wieder eine Quelle der Aufrichtung und des Trostes. Unsere Pflicht ist es, alle unsere Kräfte mit in den Dienst der Hilfe in jeder Form für die Opfer der Justiz zu stellen. Wir können am besten einschätzen, wie stählend es auf die Eingekerkerten  einwirkt, ihre Lieben vor dem größten Elend bewahrt zu wissen. Tausende von Frauen, von Kindern, unseren zukünftigen Kämpfern, blicken auf euch und appellieren an die Solidarität des Proletariats."[54]

Mühsam, der sich schon während seiner Haftzeit mit rechtlichen Fragen befasst hatte und neben der Verteilung von Spendengeldern seinen Mitgefangenen auch Rechtshilfe erteilt hatte, legte von nun an seinen politischen Arbeitsschwerpunkt auf die Gefangenenhilfe. Dass der Anarchist in die unter parteikommunistischem Einfluß stehende Rote Hilfe eintrat, hatte mehrere Ursachen. Mühsam verspürte der Organisation gegenüber, die ihn während der Haft unterstützt hatte, große Dankbarkeit und kannte er das große Elend der noch in Haft verbliebenen 7000 proletarischen politischen Gefangenen und ihrer Familien aus eigener Erfahrung. Mit seiner politischen Aktivität hoffte er, etwas von der Solidarität zurückzugeben, die er erfahren hatte:[55] "Damals habe ich es den Klassengenossen und mir selbst gelobt, bis zu dem Tage, der wieder alles und unser Ganzes fordern wird, meine Arbeit und meine Energie denen zu widmen, die in den deutschen Menschenkäfigen zurückbleiben mußten, denen, die zum Nachfüllen der leer gewordenen Zellen weiterhin die Opfer der politischen Justiz sein würden"[56]

 

Einigung des revolutionären Proletariats ... in der Roten Hilfe

 

In der Roten Hilfe mit ihrem überparteilichen Anspruch sah Mühsam zudem die Chance zur Verwirklichung einer "Einheitsfront des revolutionären Proletariats". Zu einer solchen Einheitsfront hoffte Mühsam die KPD, die KAPD, die AAUE, die FAUD sowie die verschiedenen Zirkel kommunistischer Anarchisten zu gewinnen.[57] Es fällt auf, daß bei Mühsams Einheitsidee die Front nach links nahezu unbegrenzt erweitert werden soll, während Sozialdemokraten, die für die Einheitsfrontpolitik der KPD und auch der Roten Hilfe im Vordergrund standen, in dieser Konzeption keine Rolle spielen.[58] Im Unterschied zu Mühsams Konzeption war das Bekenntnis zur Revolution für den Beitritt oder die Unterstützung durch die Rote Hilfe keine Eintrittshürde. Gegenüber dem Organ der RHD erklärte Mühsam hierzu: "Rote Hilfe bedeutet Bekenntnis zum 18. März und zu allen Versuchen der Unterdrückten und Ausgebeuteten, sich gegen ihre Unterdrücker und Ausbeuter zur Wehr zu setzen. [...] Die Rote Hilfe bedeutet somit ein überparteiliches Solidaritätswerk für proletarische Klassenkämpfer. Überparteilich aber heißt nicht unpolitisch. Die Rote Hilfe ist und muß sein eine Klassenkampforganisation ohne bestimmte politische Programmbildung. [...] An den Kerkertoren, vor den Käfiggittern unserer Gefangenen  hat der Bruderzwist zu schweigen, da gilt es gemeinsamen Kampf aller, die ihre Genossen unter den Justizopfern wissen, aller, die aller gefangenen Revolutionäre in Dankbarkeit gedenken. Einigung des revolutionären Proletariats zu diesem Kampfe, vorerst nur zu diesem - das bedeutet die Rote Hilfe."[59]

Voraussetzung für Mühsam zum Eintritt in die Rote Hilfe war die Zusicherung, niemals seinen Charakter als Anarchist verleugnen zu müssen.[60] Dies billigte ihm die Rote Hilfe im Sinne der Überparteilichkeit zu und kooptierte den prominenten Unterstützer sogar kurzfristig in ihren Vorstand.[61]

Schon kurz nach seiner Haftentlassung trat Mühsam als Wanderredner auf Dutzenden Amnestiekundgebungen der Roten Hilfe auf. So organisierte die Rote Hilfe Berlin-Brandenburg am 4. Januar 1925 eine Kundgebung zum Thema "Heraus mit den politischen Gefangenen! Her mit der Reichsamnestie!", für die Mühsam mit seinem ehemaligen kommunistischen Mitgefangenen Fritz Sauber und dem Vorsitzenden der Roten Hilfe Wilhelm Pieck als Redner angekündigt wurden.[62] Auch in Wien wollte Mühsam auftreten, doch die österreichische Regierung erteilte ihm Einreiseverbot, da die Rote Hilfe Österreichs zu diesem Zeitpunkt verboten war. Gegen das Einreiseverbot protestierten Hunderte Kommunisten vor dem Wiener Westbahnhof.[63]

Auf der I. Reichstagung der Roten Hilfe Deutschlands am 17. Mai 1925 hielt Mühsam ein Referat über den Strafvollzug in Bayern.[64] Seine Einleitung sorgte für Heiterkeit bei den Kongressteilnehmern: „Die Tagesordnung der gegenwärtigen Versammlung, die uns zugestellt worden ist, enthält in dem Punkt 4, wahrscheinlich ohne Absicht der Einberufer, aber doch mit einem tiefen Grund, eine merkwürdige Unterscheidung, die sagt a) der Strafvollzug in Theorie und Praxis, b) in Bayern. Tatsächlich hat der Strafvollzug in Bayern nichts mit allem zu tun, was in Theorie und Praxis an Strafvollzug an politischen Gefangenen erlebt worden ist.“[65] Aus eigener leidvoller Erfahrung schilderte Mühsam anschließend den Vollzug der Festungshaft in Bayern.[66]

Mit seiner Broschüre zum "Standrecht in Bayern"[67] hatte der Schriftsteller gezeigt, daß er durchaus auch im juristischem Bereich mitreden konnte. Eine andere Schrift, die Mühsam 1926 für die Rote Hilfe verfaßte, sollte mit einer Gesamtauflage von 45.000 Exemplaren sein größter Bucherfolg überhaupt werden: die Broschüre  "Gerechtigkeit für Max Hoelz".[68] Hoelz, der jenseits jeglicher Parteidisziplin während des Kapp-Putsches  und später während des Mitteldeutschen Aufstandes die revolutionäre Initiative ergriffen hatte und aufgrund eines Justizkomplotts für einen von ihm nicht begangenen Mord an einem Gutsbesitzer zu langjähriger Haftstrafe verurteilt worden war, entsprach in Mühsams Augen dem Ideal des Revolutionärs. „Ich billige ausdrücklich seine Taten! - , gerade deshalb glaube ich das Recht zu haben auch vor Freunden, vor Indifferenten und vor Gegnern für ihn einzutreten“[69], erklärte Mühsam. „Unrecht ist alles, was in Deutschland irgendwo gegen politische Gefangene geschieht! Unrecht ist mehr als alles andere, dass es in Deutschland immer noch politische Gefangene gibt! Der Großteil des deutschen Proletariats empfindet solidarisch mit den Opfern der Klassenjustiz. Wir fordern Generalamnestie, nicht als Akt der Gnade, sondern als Akt der primitivsten Gerechtigkeit! Will die Reichsregierung zeigen, dass ihr die Stimme des beleidigten Volksgewissens noch das geringste gilt, dann schaffe sie als ersten Ausdruck ihrer Abkehr vom Wege der Erbarmungslosigkeit und Klassenwillkür Gerechtigkeit für Max Hoelz!“[70]

Penibel rollte Mühsam den Fall Hoelz auf, wies dessen Unschuld nach und schilderte seine Qualen im Gefängnis: „Lebenslänglich Zuchthaus! Wisst ihr, gute Bürger, was das bedeutet? Ahnt ihr, was es heißt, wenn ein Mensch, lebenshungrig wie ihr, strotzend an Kraft und Leidenschaft, durchglüht vom Verlangen zu schaffen, zu helfen, zu fördern, zu bauen, liebend und geliebt - wenn ein solcher Mensch wie ein erjagtes Raubtier eingekerkert fern von der beweglichen Welt in kahler Zelle, bei karger, abwechslungsloser, unbekömmlicher Kost, einsam und den Launen feindseliger Menschen preisgegeben, bewacht bei der Arbeit, bei den kurzen reglementierten Rundgängen in der gar nicht frischen Luft des Gefängnishofes, immer allein und nie ganz allein - dafür sorgt das Spähloch an der Zellentür - unfroh und tatlos verkümmern muss?“[71]

 

Anarchisten und die Rote Hilfe

 

Im Sinne seiner Einheitsfrontkonzeption versuchte Mühsam, weitere Anarchisten für die Mitarbeit in der Roten Hilfe zu werben. Schon kurz nach seiner Freilassung forderte er auf einer von Anarchisten einberufenen Versammlung in Hamburg seine Gesinnungsgenossen, auf, in die Hilfsorganisation einzutreten, doch die Hamburger Anarchisten griffen KPD und Rote Hilfe zuerst verbal an und sprengten dann die Veranstaltung.[72] Auf einem Diskussionsabend der Anarchistischen Vereinigung Berlin sprach Mühsam im Oktober 1926 zum Thema "Die Rote Hilfe und die linken proletarischen Organisationen".[73] Einer der Teilnehmer auf diesen regelmäßigen Diskussionsabenden war der junge Anarchist Herbert Wehner, der in Mühsam zu diesem Zeitpunkt sein großes politisches Vorbild sah. Vermutlich hatte Wehner Mühsam auf einer antimilitaristischen Kundgebung der Dresdner Anarchistisch-Syndikalistischen Jugend im August 1925 kennengelernt, auf der Mühsam sein Konzept der revolutionären Einheitsfront von Kommunisten und Anarchisten verfocht. Wohl auf Anregung Mühsams trat auch Wehner in die Rote Hilfe ein und leistete aktive Gefangenenhilfe.[74] Mit Wehner Hilfe produzierte Mühsam auch die Zeitung Fanal als Organ der Anarchistischen Vereinigung Berlins, in der er wiederholt für die Rote Hilfe und die Unterstützung politischer Gefangener warb.[75] Die im wesentlichen von Mühsam geführte Anarchistische Vereinigung Berlin hatte keine Probleme mit dem Engagement in der Roten Hilfe. Dies unterschied sie von anderen linksradikalen Gruppen. So mußte Wehner die Syndikalistische Arbeiterföderation verlassen, weil sie in ihrer Satzung die Mitgliedschaft in der Roten Hilfe verbot.[76]

Mühsam wurde von anderen Anarchisten für seine Rote-Hilfe-Propaganda scharf angegriffen. Eine Versammlung der Union Anarchistischer Vereine Berlins und Umgebung beschloß am 15. Oktober 1925 den Ausschluß Mühsams aus der Föderation Kommunistischer Anarchisten Deutschlands (FKAD) wegen seiner Tätigkeit für die Rote Hilfe und seiner angeblichen Nähe zur KPD.[77] In einer Resolution der Versammlung wurde Mühsam vorgeworfen, sich für seine Rote Hilfe Aktivität bezahlen zu lassen "und damit indirekt für seine Tätigkeit gegen die Anarchisten und die anarchistische Bewegung". Die Rote Hilfe sei ebensowenig eine überparteiliche Organisation wie der Rote Frontkämpferbund und der Jungsturm, für die Mühsam gleichfalls Werbung betriebe. "Erich Mühsam betreibt offen eine propagandistische Tätigkeit im Interesse der Kommunistischen Partei." Die FKAD erklärte, Mühsam nicht mehr als Anarchist zu betrachten und ihm auf ihren Versammlungen keine Möglichkeit zur Fortsetzung seiner Tätigkeit zu geben.[78]

Die Freie Arbeiterunion Deutschlands als größter Zusammenschluss von Anarchosyndikalisten in Deutschland lehnte jede Zusammenarbeit mit der Roten Hilfe ab und empfahl ihren Mitgliedern, die Organisation nicht zu unterstützen, da FAUD-Angehörige angeblich noch nie Hilfe durch die Rote Hilfe bekommen hätten.[79] Auf ihrem 15.Kongreß erklärte die FAUD, dass die "Internationale Arbeiterhilfe ebenso wie die Internationale Rote Hilfe nicht nur den Zweck verfolgen, Solidarität zu üben, sondern hauptsächlich Propaganda für die kommunistische Partei zu machen, die das Ziel verfolgt, das Proletariat unter das Joch der Parteidiktatur zu bringen."[80]

Andere anarchistische Gruppen beteiligten sich weiterhin mit Resolutionen, Protestschreiben und Unterschriften an Kampagnen der Roten Hilfe, etwa zur Rettung revolutionärer Gefangener in Polen 1926 und für eine Reichsamnestie 1928.[81] Die Anarchistische Tatgemeinschaft Dresden trat mit 20 Mitgliedern sogar kollektiv der Roten Hilfe bei.[82] Auch haben sich unter den als "parteilos" eingestuften Einzelmitgliedern der Roten Hilfe weiterhin etliche Anarchisten und Syndikalisten befunden.[83]

 

Streit um politische Gefangene in der Sowjetunion

 

Ein nicht nur von Anarchisten sondern auch von Sozialdemokraten und Linkskommunisten wie dem Leninbund erhobener Vorwurf gegen die Rote Hilfe betraf die Situation politischer Gefangener in der Sowjetunion. Neben monarchistischen und rechtsextremen Kräften hatten die Bolschewiki in den Jahren des Bürgerkrieges und der Neuen Ökonomischen Politik auch ihre linken Gegner verfolgt, und deren Parteien und Organisationen verboten, nachdem von Sozialrevolutionären Attentaten gegen Lenin und die Sowjetmacht verübt wurden. Vor allem nach Niederschlagung des antibolschewistischen Aufstandes in Kronstadt und der als anarchistisch verstandenen Bewegung um den ukrainischen Bauernführer Machno setzte eine stärkere Verfolgung linksradikaler Antibolschewisten ein. Betroffen von Verfolgung und Inhaftierung durch die Sowjetmacht waren die sozialdemokratischen Menschewiki, rechte wie linke Sozialrevolutionäre, sogenannte Maximalisten und Anarchisten. Nach 1927 kamen noch Tausende Anhänger der linken Opposition der KPdSU, Anhänger Trotzkis und Sinowjews dazu.

Die Rote Hilfe thematisierte nur selten diese Verfolgung linker Oppositioneller in der UdSSR. Einige wenige Artikel beschäftigten sich mit dem Wesen der sowjetischen Justiz und stellten diese propagandistisch der Justiz in den kapitalistischen Ländern gegenüberstellten. In den russischen "Gefangenen- und Konzentrationslagern“ befänden sich  nur 1500 politische Gefangene, darunter "Monarchisten und weißgardistische Generäle, aber auch Sozialdemokraten, Sozialrevolutionäre und Anarchisten", die "durchwegs keine Arbeiter" seien und während des Bürgerkrieges versucht hätten, der "Konterrevolution zum Siege zu verhelfen" war 1924 in einem Aufruf der IRH in der Roten Fahne zu lesen.[84]

Die russischen Gefängnisse seien keine Strafanstalten, sondern "Korrektionsanstalten", in denen sich die Gefangenen "absolut frei und selbstständig zusammenfinden können zu Zirkeln, um ihre Weiterbildung zu betreiben"[85]. Es sei ersichtlich, "dass die klimatischen Verhältnisse im Lager gesunde und gute sind, die Zimmer nicht den Charakter von Gefängniszellen tragen, sondern geräumig und hell sind"[86] wurde das Sowjetparadies selbst für Konterrevolutionäre gerühmt.

Die russischen Gefängnisse seien keine Stätten der Ausbeutung mehr. "Hier wird nicht gestraft, sondern hier werden jene Proletarier, die unsozial gehandelt haben, in tarifmäßig entlohnter Arbeit in die sozialistische Gesellschaft eingegliedert, zu Mitarbeiten am sozialistischen Aufbau erzogen; hier werden die Ungebildeten geschult"[87], propagierte ein Artikel den russischen Strafvollzug unter Stalin. Der stalinistische Schauprozeß gegen die sogenannte "Industriepartei" im Ramsin-Prozeß 1930 wurde vom Generalsekretär der Roten Hilfe, Josef Miller als "Revolutionstribunal" gegen "Feinde der Arbeitermacht" gerechtfertigt.[88] Auch der prominente Rote-Hilfe-Rechtswissenschaftler Professor Felix Halle, später selber ein Opfer der Stalinschen Säuberungen, verteidigte in den Jahren 1930 und 1931 auf mehreren Veranstaltungen der Internationalen Juristischen Vereinigung und der Gesellschaft der Freunde des neuen Russland die Todesurteile im Ramsin-Prozess gegen angebliche Saboteure und Agenten des Imperialismus.[89]

In den Augen vieler indifferenter, nichtkommunistischer Arbeiter machte sich die Rote Hilfe durch ihr weitgehendes Schweigen zur Situation der linken politischen Gefangenen und Verbannten in der Sowjetunion allerdings unglaubwürdig.[90] Welch` großes Interesse tatsächlich an dem Thema bestand, belegt die Erfahrung Herbert Wehners. Als Vorsitzender der Roten Hilfe in Dresden hatte er Anfang 1928 das Thema „Verbannung nach Sibirien! Russische Gefängnisse!“ als Schwerpunkt einer Veranstaltung gewählt. Zu der Versammlung erschienen sieben mal so viele Interessierte wie gewöhnlich. Aus Geheimmaterial der zaristischen Ochrana war der Diavortrag „Zaristische Kerkergräuel“ mit Bildern der russischen Festung Schlüsselburg und von verbannten Revolutionären in Sibirien zusammengestellt worden, dem Szenen aus „Erziehungsanstalten im neuen Russland“ gegenübergestellt wurden.[91]

Schon zu seiner Haftzeit hatte Mühsam die Verfolgung russische Anarchisten durch die Bolschewiki beklagt.[92] Auch später, nach seinem Eintritt in die Rote Hilfe machte er nie einen Hehl daraus, daß er, so, wie er für die Freiheit der proletarischen politischen Gefangenen in Deutschland eintritt, auch für die Freilassung der linken Gefangenen aus sowjetischen Gefängnissen kämpfe. Hierzu erklärte der Dichter: "Ich habe die Wahl getroffen, meine Agitation innerhalb der Roten Hilfe auf den Befreiungskampf für die gefangenen und verfolgten deutschen Genossen zu beschränken. Für die Beteiligung an den Protestaktionen der RH zugunsten der Revolutionäre im Ausland werde ich erst zu haben sein, wenn entweder Rußland den übrigen Ländern mit einer General-Amnestie für alle Revolutionäre, soweit sie 1917 unter der roten oder schwarzen Fahne gekämpft haben, vorangeht, oder wenn die Rote Hilfe Deutschlands anfängt, ihre Protest-Delegationen außer in die rumänischen, ungarischen, polnischen und bulgarischen auch in die russischen Gefängnisse zu entsenden und die Freilassung der proletarischen politischen Gefangenen der ganzen Welt nicht mit Ausnahmen fordert."[93]

Eine Ausnahme von diesem Prinzip, sich nicht an internationalen Kampagnen der Roten Hilfe zu beteiligen, machte Mühsam im Falle der in den USA wegen eines von ihnen nicht begangenen Raubmordes zu Tode verurteilten Anarchisten Sacco und Vanzetti.[94] Ihre Hinrichtung verarbeitete er später in dem Drama "Staatsräson - ein Denkmal für Sacco und Vanzetti".

 

Bruch mit der Roten Hilfe

 

Für Mühsam war es kein Problem, neben seiner Werbung für die Rote Hilfe die Spalten seines "Fanal" auch Hilfsaktionen für politische Gefangene in der Sowjetunion zu öffnen. So veröffentlichte er beispielsweise einen Spendenaufruf für die Gefangenenhilfe der Auslandsdelegationen der Linken Sozialrevolutionäre sowie den Unterstützungfonds der in Rußland inhaftierten Anarchosyndikalisten und Anarchisten der Internationalen Arbeiter Assoziation.[95] Die Rote Hilfe tolerierte das Wirken Mühsams in dieser Richtung, solange er mit seiner Forderung nach Freilassung der russischen Gefangenen nicht innerhalb der Organisation agitierte. Als Mühsam allerdings als Delegierter auf der Bezirkskonferenz der RHD Berlin-Brandenburg-Lausitz am 24. April 1927 die Forderung vertrat, die Rote Hilfe habe sich für eine Amnestie der linksrevolutionären Gefangenen und Verbannten Rußlands einzusetzen, kam es zu einer heftigen Kontroverse mit Wilhelm Pieck.  Dies führte dazu, "daß von meiner agitatorischen Mitwirkung keinerlei Gebrauch mehr gemacht wurde", erklärte der Dichter lapidar.[96] Zum endgültigen organisatorischen Bruch zwischen Mühsam und der RHD kam es im Januar 1929, als für Mühsam die Dominanz der KPD in der Hilfsorganisation unerträglich wurde. Als unmittelbaren Anlaß gab er den Beschluß der Roten Hilfe an, eine eigene Werbekampagne für das KPD-Organ "Rote Fahne" zu starten.[97] Als weiteren Grund führte er "die Parteinahme der Roten Hilfe Deutschlands gegen die linksrevolutionären Gefangenen und Verfolgten in Rußland" an.[98] Mühsam erklärte die Überparteilichkeit der RHD für eine "Fiktion", der er und andere anarchistische Freunde lange angehangen seien.[99] 

 

Mühsams ehemaliger Schützling Wehner ging den umgekehrten Weg. Wo für Mühsam die KPD-Frage zum Trennungsgrund wurde, lässt Wehner, der zuvor schon persönlich mit Mühsam gebrochen hatte, den Anarchismus hinter sich und schließt sich 1927 der Kommunistischen Partei an. Als er in diesem Jahr aufgrund seiner politischen Aktivitäten seine Arbeitsstelle bei den Dresdner Zeiss-Ikon Werken verlor, wurde ihm in der Roten Hilfe zuerst eine Leitungsfunktion in der Ortsgruppe Groß-Dresden und zum Jahreswechsel der hauptamtliche Posten des RHD Sekretärs für Ostsachsen übertragen.[100] Schnell kurbelte Wehner die bisher nicht besonders aktive Tätigkeit der ostsächsische Roten Hilfe an. Seine Karriere in der KPD scheint Wehner zu einem gewissen Maß dieser Arbeit zu schulden, mit der er sich in Ostsachsen eine Hausmacht schuf. Systematisch nutzte er die Zeitung "Arbeiterstimme" der sächsischen KPD für die Agitation der Roten Hilfe aus, die wiederum den Namen Wehner in der Partei bekannt machte.[101]

 

In der Gefangenenhilfe strebe er weiterhin eine "kameradschaftliche Zusammenarbeit" mit der Roten Hilfe an, hatte Mühsam bei seinem Austritt erklärt.[102] Tatsächlich vermerkt Mühsams Terminkalender beispielsweise für den 3. Dezember 1930 einen gemeinsamen Besuch mit RHD-Vorstandsmitglied Erich Steinfurth im Gefängnis Tegel um beim Direktor gegen Gefangenenmisshandlungen zu protestieren sowie am folgenden Tag in der selben Angelegenheit beim Justizministerium. Anschließend referierte Mühsam im Moabiter Gesellschaftshaus auf einer Versammlung der Roten Hilfe über den Strafvollzug in Tegel.[103]

 

Auch an der letzten großen internationalen Kampagne der RHD vor ihrem Verbot, der Rettung der „Negerjungen“ von Scottsboro vor der rassistischen Südstaatenjustiz, beteiligte sich Erich Mühsam. Acht Afroamerikaner zwischen 14 und 20 Jahren waren aufgrund falscher und erpresster Beschuldigungen wegen einer angeblichen Vergewaltigung zweier weißer Prostituierter im amerikanischen Scottsboro/Alabama zum Tode verurteilt worden. Ein neunter Junge erhielt „lebenslänglich“, da er erst 13 Jahre alt war.[104] Im Frühsommer 1932 trat Erich Mühsam auf einer Kundgebung in Berlin zusammen mit dem Vorsitzenden der US-amerikanischen International Labor Defense J. Louis Engdahl und einem schwarzen Arbeiter als Redner auf. Wie die Schriftstellerin Hedda Zinner in ihren Erinnerungen schilderte, steigerte sich Mühsam während seiner Rede so in Rage, das die  Polizei die Veranstaltung gewaltsam auflöste.[105] Aufgrund des internationalen Drucks kamen bis zum Jahr 1950 alle Scottsboro-Angeklagten frei kamen.[106] 

 

Als die Nationalsozialisten Mühsam nach dem Reichstagsbrand zuerst in "Schutzhaft" nahmen und ihn an seinem 55. Geburtstag, dem 6. April 1933, ins Konzentrationslager warfen, war es wieder die Rote Hilfe, die sein Schicksal weltweit bekannt macht und – leider vergeblich - um seine Befreiung kämpft. Im Züricher Verlag der Internationalen Roten Hilfe veröffentlichte seine Frau Zenzl 1935 ihre Schrift "Der Leidensweg Erich Mühsams", der die Wahrheit über die Ermordung des Dichters durch die SS im KZ Oranienburg im Juli 1934 verkündet.[107]

 

Verwendete Literatur:

 

 

Archive:

 

Mühsam Magazin 10 2003

 

 

 

 

 

 

           

           

 

 

 



[1] Zur Geschichte der Roten Hilfe siehe z.B. Brauns, Rote Hilfe; Bresler, Barkenhoff; Hering, Rote Hilfe.

[2] Siehe Bock, Syndikalismus; Linse, Anarchismus.

[3] Geschäftsführender Hauptausschuss der KAPD an alle Ortsgruppen in den Wirtschaftsbezirken, 15.April 1921, StA Bremen 4,65-470 Bl.1.

[4] RKo, Zusammenstellung über die Organisation der Rote Hilfe, Berlin 6.Juli 1921, BA R1507/1096a Bl. 8-9; ZK Rote Hilfe, Richtlinien für die Rote Hilfe, Berlin 28.April 1921, SAPMO RY1/I4/4/15 Bl. 1.

[5] ZK Rote Hilfe an den Betriebsrat der Maschinenfabrik Imperial, Meißen i.S., Berlin 29.März 1923, SAPMO RY1/I4/4/7 Bl. 87.

[6] Polizei Direktion Hamburg, Nachrichten-Stelle Nr. 48, 3.Juli 1921, StA Bremen 4,65-486 Bl.1; LAB Staatskommissar Nr. 13854/21, 3./4. Juli 1921,  StA Bremen 4,65-470 B. 30 ff.

[7] Lagebericht des Staatskommissars Nr. 15154/22, 26.Juni 1922, StA Bremen 4,65-486 Bl.14.

[8] Richtlinien der VRUK der KAPD, AAU und KAJ, StA Bremen 4,65-489 Bl. 16.

[9] Lagebericht des Staatskommissars Nr. 15154/22, 26.Juni 1922, StA Bremen 4,65-486 Bl.14.

[10] RKo Bericht, 28.November 1921, StA Bremen 4,65-486 Bl.12.

[11] Mühsam, Eisner, 10.

[12] Vgl.  Mühsam, Einigung des revolutionären Proletariats; Mühsam, Tagebücher, 203, 215-216.

[13] Siehe Mühsam, Eisner.

[14] Mühsam, Eisner, 62 f.

[15] Mühsam, Eisner, 67.

[16] Mühsam, Eisner, 3.

[17] Mühsam, Tagebücher, 202 f; Vgl. Hug, Mühsam, 52.

[18] Mühsam, Tagebücher, 221f.

[19] Toller, Justiz, 92.

[20] Vgl. KPD, Justizbarbareien, 29 ff.

[21] Toller, Jugend, 209.

[22] Mühsam, Tagebücher, 260.

[23] Mühsam, Tagebücher, 276 f.

[24] August Hagemeister, geb. 1879, war Würzburger Vertreter des Landessoldatenrats im Zentralrat der Räterepublik. Mühsam, Tagebücher, 316-319; Rote Hilfe Bulletin, Juli 1924, 8.

[25] KPD, Justizbarbareien, 40.

[26] Mühsam, Tagebücher, 319.

[27] Fanal I Nr. 2 November 1926, 23.

[28] Fanal I Nr. 2 November 1926, 23; Mühsam, Tagebücher, 324.

[29] Fanal I Nr. 2 November 1926, 23-27.

[30] Mühsam, Tagebücher, 276; Hug, Mühsam, 56.

[31] Mühsam, Tagebücher, 348-355; Vgl. KPD, Justizbarbareien, 40.

[32] K. Mühsam, Leidensweg, 11.

[33] Hug, Mühsam, 55.

[34] Mühsam, Tagebücher, 242 f., 246 f., 305.

[35] Mühsam, Tagebücher, 255-258, 280 f., 400 Anmerkung 64.

[36] Vgl. Hirte, Mühsam, 337.

[37] Mühsam, Tagebücher, 252 f.; Mühsam spielt auf die Reise Lenins im plombierten Wagon von der Schweiz nach Rußland 1917 an.

[38] Vgl. ebda., 327 f.; Vgl. Rote Hilfe Bulletin Nr. 3 Juli 1924, 6.

[39] Zeitungsdienst des Mitteleuropäischen Pressebüros beim ZK der IRH, Ausgabe X, 1.Mai 1924, SAPMO RY1/I2/711/1 Bl.132.

[40] Protokoll der Sitzung des ZK Rote Hilfe vom 19.April 1923, SAPMO RY1/I4/4/3 Bl. 16.

[41] Mühsam, Tagebücher, 328.

[42] Mühsam, Tagebücher, 326-327.

[43] Mühsam, Tagebücher, 340.

[44] Rote Fahne, 19.Juni 1924.

[45] Rote Fahne 13. Juli 1924; Rote Fahne 16. Juli 1924.

[46] Heraus mit Erich Mühsam, Der Syndikalist, Jg.VI, 1924, Nr.38.

[47] Hug, Mühsam, 55.

[48] Mühsam, Tagebücher, 352.

[49] Hug, Mühsam, 60. Durch das Reichsamnestiegesetz vom 14. Juli 1928 wurde Mühsam endgültig straffrei.

[50] Rote Fahne 20.Dezember 1924; Rote Hilfe Bulletin Januar 1925, 1-2; Hug, Mühsam, 60.

[51] Rote Fahne 21. Dezember 1924.

[52] Der Roter Helfer 1. April 1926, 6.

[53] Rote Fahne 23. Dezember 1924; Berliner Tageblatt 22. Dezember 1924; Soell, Wehner, 173; Der Polizeibericht über die Ankunft Mühsams ist abgedruckt bei: Hirte, Mühsam, 350-351.

[54] Rote Fahne 23. Dezember 1924; Rote Hilfe Bulletin Januar 1925, 3.

[55] Rote Hilfe Bulletin Januar 1925, 3; Vgl. Soell, Wehner, 173.

[56] Der Rote Helfer 1. April 1926, 6.

[57] Hug, Mühsam, 61, Vgl. Soell, Wehner, 174.

[58] Vgl. Fähnders, Linksradikalismus Bd. 2, 113.

[59] Roter Helfer 4/1927, 7, Hervorhebung von N.B..

[60] Fanal, Februar 1929, 119.

[61] Dau/Bärwald/Becker erwähnen in ihrer Wehner-Biographie S. 27 die Kooptierung Mühsams nach seiner Haftentlassung. Auch der spätere Generalsekretär der Roten Hilfe Sepp Miller erwähnt in seinen Erinnerungen, daß Mühsam dem Vorstand der RHD angehörte; SGY 30 0640 Bl. 48. Für eine längere Vorstandstätigkeit Mühsams in der RHD konnten keine Hinweise gefunden werden.

[62] Rote Fahne 1.Januar 1925.

[63] Neues Wiener Journal 20.März 1925; Deutsche Zeitung 25. März 1925.

[64] Resolutionen der Reichstagung Rote Hilfe Deutschlands am 17.Mai 1925, SAPMO  I 4/4/1 Bl. 119-138.

[65] Ebda. Bl. 119.

[66] Ebda. Bl. 119-138.

[67] Mühsam, Standrecht.

[68] Hirte, Mühsam, 387.

[69] Mühsam, Gerechtigkeit, 71.

[70] Ebda., 72.

[71] Mühsam, Gerechtigkeit, 5 f..

[72] Rote Fahne 25. Januar 1925.

[73] Fanal 1 Oktober 1926, Innenseite Rückumschlag.

[74] Soell, Wehner, 167, 176 f..

[75] Siehe z.B. Fanal I Nr. 2, November 1926, Beilage "Kuratorium für die Kinderheime", Fanal I Nr. 6, März 1927, 81-87, "Die Rote Hilfe", Fanal I Nr. 8 Mai 1927, 118-122.

[76] Dau, Wehner, 27.

[77] Ein entscheidendes Wort in Sachen Mühsam. In: Der Freie Arbeiter 18 (43) 1925; zit. nach Hug, Mühsam, 168.

[78] Vgl. Linse, Anarchismus, 374. Demnach war Mühsam nach seiner Haftentlassung gar nicht mehr in die FKAD eingetreten.

[79] Der Syndikalist Nr. 3, 1925.

[80] Der Syndikalist Nr. 18, 1925.

[81] Siehe Solidaritätsschreiben der Syndikalistischen Arbeiter-Föderation Dresden und der Anarchistischen Tatgemeinschaft Dresden vom 2. Juli 1926 an die polnische Gesandtschaft, BA R 3003 / ORA / RG / Sammlung Rote Hilfe / 4 Bl .14 f. Vgl. Soell, Wehner, 218.

[82] Der Rote Helfer Nr. 5, Mai 1926, 10.

[83] Soell, Wehner, 218.

[84] IRH: "Gegen den Weißen Terror!" in: Rote Fahne 26. September 1924.

[85] RHD, Sozialdemokraten, 55 f.

[86] "Gegen den Weißen Terror!" in: Rote Fahne 26. September 1924.

[87] Tribunal 6, 15.Juli 1930, 19.

[88] Tribunal 17, 15.Dezember 1930, 10 f.

[89] Vgl. Schöneburg, Rechtswissenschaft, 490.

[90] Vgl. Soell, Wehner, 220.

[91] Roter Helfer März 1928; Vgl. Soell, Wehner, 220.  Zu dem Lichtbildvortrag „Zaristische Kerkergreuel“ erschien 1926 in der Reihe „Die Rote Bühne“ ein Textheft. Siehe Sommer, Literatur, 32; Zum Inhalt der Diaserie siehe Bericht der Polizeidienststelle Hamborn am Rhein über Lichtbildervortrag der RHD Hamborn, 16.Mai 1927, StA Düsseldorf / Regierung Düsseldorf Nr.16968 Bl.391.

[92] Mühsam, Tagebücher, 353 f.

[93] Fanal 6 1927, 86.

[94] Hirte, Mühsam, 374.

[95] Fanal I, Nr. 4 Januar 1927, Rückumschlag, Innenseite; siehe auch Fanal II, Nr. 4 Januar 1928, 96.

[96] Der Austrittsbrief aus der Roten Hilfe ist abgedruckt in: Fanal III, Nr. 5 Februar 1929, 120-121; Vgl. Hirte, Mühsam, 374.

[97] Fanal III, Nr. 5 Februar 1929, 119.

[98] Fanal III, Nr. 5 Februar 1929, 120.

[99] Fanal III, Nr. 5 Februar 1929, 120.

[100] Soell, Wehner, 204 f.

[101] Soell, Wehner, 222 f.

[102] Fanal III, Nr. 5 Februar 1929, 120.

[103] Abgedruckt in: Hirte, Mühsam, 419.

[104] Vgl. Norris, Boys;  Zelt, Solidarität, 101; Rettet Sie - Zeitschrift der Roten-Hilfe-Jugend, SAPMO RY1/I4/4/14 Bl.16.

[105] Hedda Zinner, Im Kampf gegen den Faschismus stets auf unserer Seite, in: Teichmann, Blütenblatt, 225 f..

[106] Vgl. Norris, Boys, 167-190; Zelt, Solidarität, 103 f .

[107] Mühsam, Leidensweg. Vgl. Tribunal Juni 1926, 7.